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16. November - Roland Prien
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Die „Völkerwanderungszeit“ zwischen Fakten und Fiktionen
Der Ansturm barbarischer Völker brachte das Ende des Römischen Weltreiches und der Zivilisation
der Antike. So fasste 2016 ein namhafter Althistoriker in einem Interview, dass er einer großen
überregionalen Zeit gab, den Untergang Roms zusammen. Vor dem aktuellen Hintergrund der
„Flüchtlingskrise“ verwies er zudem darauf, dass Reich sei durch „Überfremdung“ zu Grunde
gegangen. Beide Aussagen sind in der archäologischen und historischen Forschung hoch umstritten, ebenso die Frage, ob es historische Parallelen zwischen dem Ende der Antike und unserer Zeit gibt.
Kontrovers diskutiert werden in der Archäologie besonders Migrationen, anfangen von der
grundsätzlichen Frage nach ihrer Nachweisbarkeit bis hin zu ihren möglichen Spuren in der archäologischen Überlieferung und ihren gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen. Während
bisher in der archäologischen Forschung nicht so sehr Personen, sondern Dinge (Töpfe, Schmuck,
Waffen) wanderten, liefert das junge Feld der Paläogenetik (vermeintlich) naturwissenschaftlich
gesicherte Erkenntnisse zu Mobilität von Individuen und ganzen „Völkern“, die die Diskussion um
Wanderungsbewegungen in der Vor- und Frühgeschichte erheblich befeuert und auch starken
Wiederhall in den Medien gefunden haben. Ist der „Heilige Gral“ der Migrationsforschung somit
entdeckt – und kann somit die Frage nach der Ursache des Untergangs des Römischen Reiches
sinnvoll beantwortet werden?